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Igel haben ein ausgezeichnetes Ortsgedächtnis! Selbstverständlich ist dieses bei einem bereits erwachsenen Tier weiter ausgebildet als bei einem noch jungen Tier, lebte es doch bereits einige Zeit länger in der entsprechenden Gegend. So kennen Igel Durchschlüpfe durch Zäune, Umwege zur Überwindung von Mauern und steilen Böschungen, besonders nahrungsreiche Plätze wie Komposthaufen oder bestimmte Gartenbeete. Auf menschliche Verhältnisse übertragen: Im Heimatort weiss man genau, wie man am schnellsten zum Bäcker kommt. Wird man jedoch in einer fremden Stadt «ausgesetzt», muss man viele Irrwege in Kauf nehmen, um das gesuchte Geschäft zu finden. Nicht am Fundort ausgewilderte Igel müssen sich neu orientieren und sind daher in der ersten Zeit stärker gefährdet.
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IGEL IN KOHL
Nach der kurzen und schnellen Tötung des Igels zieht man die Vorder- und Hinterpfoten lang und bindet ihn für ein bis zwei Stunden auf einem entsprechenden Brett fest. Nach dieser Zeit zieht man den Igel in der üblichen Art ab. Sämtliche Innereien sind nicht verwendbar. Fünf bis sechs Stunden wässert man das Fleisch, zerteilt dann das Tier in die einzelnen Glieder und legt sie für mehrere Tage in Buttermilch ein.
Abgetrocknet, gesalzen und gepfeffert, wird das Fleisch dann in heißem Speckfett kurz gesteift, und die restlichen Knochen werden entfernt. Mit 2-3 Eßlöffel kalter, ganz fester Bechamel drückt man dann mit beiden Händen das Fleisch zu einer Kugel zusammen und schlägt sie in dünne Speckscheiben ein.
Nun nimmt man einen stark blanchierten Weißkohlkopf, sticht ihn an der Unterseite aus, so daß er die Fleischkugel aufnehmen kann. Mit der geschlossenen Seite nach unten legt man den Kohlkopf in einen passenden Topf, dessen Boden mit grob geschnittenem Wurzelgemüse und Speckecken bedeckt ist, gibt einige Löffel kräftigen Kalbsjus dazu und dünstet ihn weich.
Beim Anrichten auf einer runden Platte legt man den Kohl mit der Öffnung nach unten und schneidet mit 4-6 Schnitten vom oberen Mittelpunkt aus den Kohlmantel ein und biegt die einzelnen Sektoren nach außen. Das nun sichtbare Igelfleisch nappiert man mit der inzwischen bereiteten Sauce.
Sauce: Zu dem Schmorrückstand gibt man einige Löffel Demiglace, verkocht und passiert sie und schmeckt mit einem Glas Cordial Medoc ab. Als Beilage eignen sich gebutterte, im Ofen gebackene Kartoffeln.
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Wolfsspinnen-Spinatauflauf
Zutaten:
2 Teelöffel Olivenöl
1 kleine Zwiebel
1 Knoblauchzehe
1 Pfund Spinat
3 Eier
Feta-Käse
Oregano
Petersilie
Pfeffer
Butter
24 mittelgroße Wolfsspinnen
Blätterteig
Zubereitung:
Den Spinat, die Spinnen, die Kräuter, den Käse sowie Zwiebel und Koblauch zwischen Blätterteiglagen in eine gut gebutterte Auflaufform schichten. Mit den verqirrlten Eiern begießen und 35 Minuten backen. Anschließend in Quadrate schneiden - und fertig ist ein nahrhaftes Gericht für vier Personen.
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Gesotten und als Liebesmahl
Die "verderbliche Landplage", der gemeine Maikäfer, als Delikatesse betrachtet: Wohlschmeckend und mineralstoffreich
Hühner werden mit ihnen "ohne Nachteil satt gefüttert". Studenten essen sie "nach abgerissenen Füssen roh". Die Alten verspeisten sie als Aphrodisiakum und versprachen sich neue Lendenkraft. Sie wurden auch in Honig eingemacht oder überzuckert vernascht. Doch die beste Art der Zubereitung ist ohne Zweifel die Suppe. "Man sollte nicht glauben, daß der gemeine Maikäfer, welcher eine verderbliche Landplage ist und alles verheert, eine so gute Suppe liefern könnte, wie solche wirklich von ihm gewonnen wird", schwärmt im Jahre 1844 der Geheime Medizinalrat Dr. Schneider.
Wohlan denn, ihr melolonthageplagten Markgräfler und Kaiserstühler, richtet den Suppentopf, schürt das Feuer, deckt den Tisch. Vorurteile und Unbehagen müssen - gerade in einer Region von kulinarischen Ruf - überwunden werden, zumal die Schildkröte, "aus welcher die theuren Kraftsuppen bereitet werden", nicht nur nach Schneiders Meinung viel ekelhafter aussieht.
Zunächst müssen die Käfer gesammelt werden, was im Morgengrauen zu geschehen hat. Eichen sind zu meiden. Eichenlaubfressende Käfer schmecken leicht adstringierend und mindern den Genuß.
Man rechnet 30 Käfer auf jeden Esser. Die Käfer werden in ein Sieb gelegt, das man mehrere Male durch einen Kessel mit kochendem Wasser zieht. Auf diese Weise werden die Krabbler "getötet und vom Staube gesäubert". Nun läßt man sie abtrocknen, entfernt die Flügeldecken, brät "die Käfer in heißer Butter härtlich an, zerstößt sie in einem Mörser zu Brei, setzt diesen mit kräftiger Fleischbrühe aufs Feuer und würzt nach Belieben". Wenn der Brei nach einigen Minuten gar ist, treibt man ihn durch ein feines Sieb in die Brühe und läßt noch mal kurz aufkochen. Da die Maikäfersuppe im Geschmack der Krebssuppe ähnelt, könnte man zur Verfeinerung noch einen Schuß Sahne oder Noilly Prat unterziehen. Nun wird Weißbrot geröstet und die Suppe darüber angerichtet. Furchtlose Esser drapieren die zarten Flügeldeckchen als Dekoration am Tellerrand. Maikäfer sind mineralstoffreich, enthalten zu 64 Teilen Wasser, zu 16 Teilen Eiweiß, zu 4 Teilen Fett. Sie sind "namentlich für sehr entkräftete Kranke ein feines und vortreffliches Nahrungsmittel". Ist das Vorurteil besiegt, wird der Maikäfer auch "für Hospitäler und Kasernen herrliche Dienste thun". Gut zubereitet, ist die Suppe "schmackhafter und besser als eine Krebssuppe, ihr Geruch ist angenehm, ihre Farbe ist bräunlich".
Will man Gäste täuschen, kann man einige Krebsschwänze mitkochen, was der Suppe eine rote Farbe verleiht. Aber Achtung, kochen Sie reichlich! Gäste, berichtet Schneider, die, ohne es zu wissen, Maikäfersuppe genossen haben, verlangten "doppelte, ja dreifache Portion". Als Begleiter dieser perfekten Vorspeise empfiehlt sich ein feiner Weißburgunder vom Kaiserstuhl. Im Gegensatz zum früh gelesenen Maikäfer sollte es eine trockene Spätlese sein.
Manfred Kriener
Zitate aus: Gerd Ruppelt: "Von Adlerknödeln und Maikäfersuppe". Verlag Michael Kuhle
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