Weiter gings mit dem Kleeblatt:
Nach dem ersten Vorführen durch den Instruktor klappte uns erstmal die Kinnlade runter: Wie soll man da durchfinden? Prinzip ist aber recht einfach: Immer Rechts halten und nach jedem Slalom außen wieder durch die Mitte. Umsetzung war wiederum schwierig, die Hütchen des Slaloms standen sehr eng, so dass man nur mit Fußbremse und Kupplungsspiel durchkam (sofern man vorher den Bogen aus der Mitte kommend zu den Hütchen optimal abgepasst hatte). Immer zwei auf einmal haben wir uns der Reihe nach versucht und nach ein paar Runden hat es sogar halbwegs geklappt. Ein Maleur ist mir passiert, mir ist bei einem Bogen der Gang rausgesprungen. Gerade bevor die Maschine aber Umkippen zu versuchte, hab ichs bemerkt und konnt mich mit einem sanften Tritt auf den (Schalt)nippel und einem Gasstoß retten.
Nächste Übung war dann das Kreisfahren. Hier ist der Trick, gerade bei einem charakterstarken Motor wie dem V2 meiner SV schön gaszugeben und die Geschwindigkeit nur über die Fußbremse zu regulieren. Mit diesem Tipp vom Instruktor hat das Kreisfahren auch gleich geklappt. Da nur Vier Hütchen außen aufgestellt waren, konnte hatte man immer den Optimalen Blickpunkt auffassen (musste halt nur wissen, wann man schon das nächste anblicken sollte).
Anschließend folgte wieder Kreisfahren, allerdings ein größerer Durchmesser und er war innen durch viele Hütchen gut gekennzeichnet. Ziel war diesmal die beiden Techniken drücken und legen auszuprobieren. Beides klappte gut. Schöner Asphalt, optimale Sicht/Blickverhältnisse, ich behaupte mal, dass mein Sicherheitsstreifen am Reifen einen halben Zentimeter kleiner ist . Zumindest hat es sehr viel Spaß gemacht. Bevor ich allerdings den Kreis fahren konnte, musst ich mich erstmal anschieben lassen (bzw. durfte den Instruktor auf meiner Kleinen anschieben, hab ja selbst kA wie das funktioniert): Meine SV hat geleuchtet wie ein Tannenbaum: Fehlerleuchte, FI im Display, kein Anlassergeröusch. Nach dem Anschieben lief sie, allerdings bei bleibender Fehlerleuchte. Nach der Übung stand eine kurze Trinkpause an, dort hab ich sie dann ausgemacht und nach ein paar Min den Ölstand kontrolliert: Perfekt zwischen Min und Max. Allerdings hat sie dann beim wieder anmachen auch keine Probleme gemacht. Ich schiebs mal auf kurzeitigen Schwund der Batterie, warum auch immer, aber danach keine Probleme -> merkwürdig.
Weiter im Text: Einen steilen Berg hoch (mindestens tausend Prozent Steigung -> jedenfalls sehr steil ) zu einer Gasse: Bremsübungen. Will mich nicht lange aufhalten: Klassisch wie in Fahrschule Bremsen aus 50km/h, dann aus 70. Zum vergleich mal mit jeder Bremse einzeln und dann zusammen (der Vergleich war toll: Mit nur Fußbremse bin ich aus 70 die ganze Gasse durchgestottert, mit beiden Bremsen war nach zwei Hütchen Stillstand - Unterschied von zwei zu sechs oder sieben Hütchenabständen). Bremsen selbst war kein Problem, hab ja ABS. Lediglich an der Blicktechnik musst ich feilen, eben den Blick oben zu lassen und nicht auf das ABS-Lämpchen zu starren.
Anschließend: Ausweichen aus 50km/h ohne Abbremsen - klassisch, wie Fahrschule.
Nun kommt das Bonbon: Wie uns schon zum Mittagessen angekündigt, hat der Instruktor plötzlich Druck gemacht: Wechsel zw. Motorradtraining und einem privaten Mieter des Rings, genau in diesen paar Minuten durften wir auf den Ring . Muss zugeben, dass ich bissl Bammel hatte. Tempo war für uns Anfänger/Ringunerfahrene aber eh max. 130 mit Instruktor vornweg. Ein Traum: die meisten Kurven gut einsehbar, breite Fahrbahn, perfekter Untergrund - ich will meine eigene private Rennstrecke vor die Haustür . Hab lange nicht ausgenutzt, was meine (gedrosselte SV) hergeben würde und auch den einen oder anderen Fehler gemacht (noch dazu hatte es genau in dem Moment, wo wir auf die Strecke konnten angefangen zu regnen), aber man konnte perfekt all die tolle Kurventheorie aus dem Bernt-Spiegelbuch ausprobieren. Ich will meeehr .
Gut, Rest ist nicht erwähneswert: Standen eine halbe Stunde in der Boxengasse rum, weil wer wollte eine Runde im Renntaxi oder im Gespann mitfahren konnte (gegen Aufpreis und im mittlerweile strömenden Platzregen). Naja, die Wartere war doof, hatte aber auch was gutes: Nach der abschließenden Teilnahmeurkundenausgabe hat es aufgehört. So gings zwar auf scheiße nassen Straßen nach Hause, aber wenigstens kam von oben wenig. Nach Haus bin ich wegen dem Wetter auch wieder über die Bahn, einfahc geradeaus bei einigermaßen gleichbleibender oder zumindest abschätzbarer Straßenqualität war mir da lieber als zwei bis zweieinhalb Stunden Landstraße. Wär eine schöne Nachhausefahrt Überland gewordne, wenn da Wetter mitgespielt hätte, gerade weil zwei Kollegen vom Training in dieselbe Richtung mussten. Der eine ist mit auf die Bahn gekommen, die andere war shon ohne uns zurück (wobei sie aber auch nru paar km Bahn brauchte und dann bissl landstraße und dann schon zu Hause war).
Kommen wir zur abschlie0enden Bewertung:
Hat es was gebracht? -> Auf jeden Fall
War es das Geld (125Euro inkl. ADAC-Rabatt) wert? -> eher nein, gerade weil ca. die Hälfte des Trainings aus Fahrschulgrundfahraufgaben bestand, die man auch ohne Probleme mit ein paar Wasserflaschen auf nem leeren Parkplatz machen kann. Zwar hat man da niemanden, der mit geschultem Auge die eigenen Fehler erkennt, aber bei dem Preis des Trainings kann man sich auch mal nen Fahrlehrer für ne Stunde dazuholen...
Wirst du wieder ein Training machen -> bestimmt, aber erstmal heißt es üben, üben, üben, vielleicht schaff ich es ja auch mal auf einen leeren Parkplatz für die Grundfahraufgaben
Insgesamt denk ich, dass es vielleicht schon etwas früh für mich war. Zwar hab ich mit ca. 4,5k km und einem Jahr nach der Fahrschule schon ein bisschen was erlebt, allerdings hab ich schon gemerkt, das Fahrpraxis nur durch noch mehr Fahrpraxis zu ersetzen ist. Ich komm mit meiner Maschine zwar gut zurecht, allerdings ist da was dran, dass eine perfekte Anfängermaschine (sanfter Vierzylinder, Naked oder Enduro ohne Stummellenker -> perfekte Wendigkeit) anders aussieht: Ich mag trotzdem nicht tauschen, wär ja auch langweilig. Mal sehen, hab einiges gelernt, nicht nur über das praktische Fahren und Fahrverhalten, sondern auch, wo meine Grenzen sind (und wie ich an denen Arbeiten kann).
Unfallfreie Fahrt wünscht euch
Michael