Heute habe ich mich mal für die Community geopfert...
Gestatten,
Caffè Vergnano Kapseln der Sorte Cremoso und Arabica. Beide als 10er Pack zum Einführungspreis von jeweils 2,49 statt 2,99 Euro aus dem REWE-Markt. Es gibt noch drei weitere Sorten: einen entkoffeinierten, einen Lungo und noch eine normale Sorte namens Intenso. Die ersten beiden scheiden für mich sowieso aus und dritte Variante gab es bei uns nicht obwohl sie sich von der Beschreibung her ganz interessant liest.
Bei diesen Kapseln handelt es sich nicht um das Zeug mit dem Bio-Gehäuse von der Ethical Coffee Company, was laut diversen Berichten geschmacklich irgendwo im Bereich der Körperverletzung einzuordnen ist.
Bei dem Èspresso 1882 hat man sich auch das Thema Umweltschutz auf die Fahne geschrieben und so sind die Kapseln laut irgendeiner nicht nachvollziehbaren mathematischen Formel biologisch nach 965 Tagen vollständig abgebaut. Das ist natürlich grandios wäre da nicht das Problem, dass sie vermutlich nach 9,65 Tagen längst ihr Ende in einer Müllaufbereitungsanlage gefunden haben. Doch damit nicht genug: das ganze Brimborium rund um die Kapsel passt für mich auch nicht so recht ins Gesamtkonzept denn jede Kapsel ist aufwändig einzeln verpackt.
Das ist keine dünne Folie, sondern ordentlich viel Plastikmasse, die zwar einen hochwertigen Eindruck vermittelt, aber wohl kaum im Sinne der Umwelt sein kann. Wozu der Aufwand betrieben wird zeigt sich direkt nach dem Auspacken; denn anders als bei Nespresso sind die Kapseln nicht luftdicht verschlossen und somit wird die kleine Tüte Mittel zum Zweck.
Die Kapseln sind aus transparentem Kunststoff gefertigt. Wo bei Nespresso die Kapsel von der Maschine geöffnet wird, bringt der Clon-Krieger von Haus aus schon kleine "Klappen" mit, die sich dann öffnen. Die Kapseln lassen sich in meiner DeLonghi Pixie problemlos einsetzten und fallen nach dem Gebrauch auch ohne Zutun direkt in das Kapsel-Massengrab. Nimmt man sich die Kapseln nochmal vor findet man auch auf der Rückseite einen klaren Unterschied. Der Nachbau besitzt hier in der Mitte eine Art Ventil, das vom Wasserdruck hinein gedrückt wird und so das Wasser durchlässt. Von den drei Einstichlöchern wie beim Original fehlt jede Spur denn an der Stelle hat die Kapsel extra eine Aussparung.
Genug der Äußerlichkeiten - es kommt schließlich auf die inneren Werte an. Kapsel rein und Wasser marsch!
Bei beiden Sorten wird eines schon beim bloßen Zusehen klar: hier scheint es sich wohl um Shareware-Espresso zu handeln bei dem die Module Körper und Crema deaktiviert sind. Im Gegensatz zu jeder mir bekannten Nespresso-Kapsel kommt das schwarz-braune Gold hier augenscheinlich recht dünnflüssig daher da es in der Tasse auch vergleichsweise viel spritzt. Die Tasse füllt sich zudem relativ schnell, womit ich vereinzelte Berichte oder gar
Videos, wo es bald zwei Minuten gedauert hat ehe die Tasse voll war (WTF?!), nicht bestätigen kann. Es stellt sich sogar eher das Gegenteil ein. Meine Maschine bzw. der Wassermengenzähler hört etwas zu früh auf, so dass quasi noch ein Schluck fehlt. Ich habe hier nachträglich noch ein wenig dazu gedrückt.
Das Endergebnis sieht erst mal akzeptabel aus. Dass die Crema nur sehr oberflächlich und fein daher kommt merkt man spätestens beim Einstreuen des Zuckers. Dieser versinkt direkt wie ein Stein während man bei den Nespresso Kapseln einige Sekunden lang den Todeskampf verfolgen kann ehe der schwarze Schlund dann doch die Oberhand behält. Der erste Schluck des Cremoso ist trotz der schon etwas gesunkenen Erwartung noch als
positiv zu werten. Zwar fehlt es hier wie erwartet etwas an Körper aber dafür ergibt sich geschmacklich ein interessanter Charakter mit guter Röstnote, leicht exotischem Geschmack und süßen Nuancen. Es gibt keine Nespresso-Kapsel mit der ich das irgendwie vergleichen könnte. Es ist geschmacklich mal was neues, aber auch keine Offenbarung. Wären Körper und Crema ausgeprägter hätte man hier sicherlich eine nette Alternative. So bleibt es mehr ein Ausflug in fremde Geschmackswelten, den man statt in der Maybach Limousine mit dem 80er VW Bus unternimmt.
Die Sorte Arabica stufe ich ganz klar unter Cremoso ein. Körper und Crema sind hier so präsent wie Kate Moss im Bootcamp für Übergewichtige. Das Ganze geht schon fast in Richtung Filterkaffee und hat mit einem Espresso nicht mehr viel am Hut. Der Geschmack hat eine leicht bittere und säuerliche Note. Das Ganze erinnert mich ein klein wenig an Cosi bei Nespresso, wobei dieser das deutlich stimmigere Gesamtkonzept aufweist. Diese Sorte werde ich wohl als Latte Macchiato vernichten, wo die Milch doch einiges übertüncht.
Fazit: insgesamt zu dünn und kein Aha-Effekt bei dem man sich schon auf die nächste Tasse freut. Arabica kommt mir ganz sicher nicht nochmal ins Haus. Bei Cremoso finde ich persönlich zwar die fremde Geschmacksnote ganz interessant, aber ob ich da nochmal etwas nachkaufe glaube ich momentan eher weniger. Als schneller Notersatz wenn einem die Originalkapseln ausgehen ist er durchaus zu gebrauchen. Für einen preiswerten Latte Macchiato ist Cremoso sicherlich auch nicht verkehrt da hier die Mängel nicht so auffallen.
So gesehen ist der Aufpreis zu den Nespresso Kapseln im wahrsten Sinne des Wortes wohl doch jeden Cent wert.