Back to the Roots – gebohrte Kanalkühler mit Heimwerker-Equipment erstellt!
Eins vorab - die ganze Geschichte ist schon ein paar Jahre alt - die Fotos daher natürlich auch. Aber wenn ich sie beim Aufräumen schon wiedergefunden habe, möchte ich sie Euch auch vorstellen.
Wer sich die größeren Fotos am Stück ansehen möchte, kann das gerne auch auf
meiner Webseite tun. Das Design ist wie bei den früheren Fotostrecken immer noch sparsam, aber mittlerweile immerhin auf CSS umgestellt...
Ich habe im Winter 2002/2003 angefangen, mich mit PC-Wasserkühlung zu befassen. Zu der Zeit erschienen mir die Kühlkörper und deren Verschlauchung ziemlich platzraubend - kein Problem bei einem CPU-Kühler, aber bei einer Grafikkarte schon. Da gab es noch keine AquaGraFX, der Twinplex und ähnliche Kühlblöcke waren üblich. Mein Gehäuse war ziemlich voll, die Slots auf dem Mainboard belegt - ich wollte gewiss nicht ein bis zwei zusätzliche PCI-Slots für den Grafikkarten-Kühlkörper verlieren!
Also selber bauen. Und wenn schon, dann auch
beide Kühlblöcke für CPU und Grafikchip. Aber es stand nur Hobby-Equipment zur Verfügung, keine Fräse, CNC-gesteuert schon erst recht nicht. Also musste der Kanal gebohrt werden.
Erst mal ein paar Überlegungen: Der Grafikkühler musste möglichst flach werden, sollte aber eine 6mm-Bohrung bequem aufnehmen können, um den Leitungsquerschnitt gegenüber den Schläuchen nicht zu verringern. Um eine große Wasseroberfläche für den Temperaturaustausch im Kühlblock unterzubringen, bot sich die klassische Mäander-Form an. Für den CPU-Kühler darf einfach alles etwas größer ausfallen. Und das Rohmaterial musste beim lokalen Buntmetall-Händler einfach zu bekommen sein.
Also so ungefähr:
Bei den damaligen Buntmetallpreisen war die Mindestabnahmemenge des Händlers nur durch Kauf vom Doppelten der benötigten Menge zu erreichen. Nun ja, etwas Reserve schadet nie... Mit den kleinen Blöcken oben auf den Stapeln wollte ich die Luftkühler im Netzteil etwas unterstützen. Das hatte dann auch eine Weile gut funktioniert, heute kühlen diese Blöcke die Festplatten (bzw. die Alubleche, an denen die Platten befestigt sind).
Hier sind die Bohrungen angerissen und vorgekörnt:
Und das ist die hochwertige Bohrmaschine aus der Werkzeugschmiede der Gebrüder Albrecht, auf der nicht nur diese Kühler, sondern auch diverse Frontplatten- und Gehäusebohrungen ebenso wie zahlreiche Topfbandbohrungen für Möbeltüren usw.
entstanden sind. Wenn man keine übertriebenen Ansprüche an die Genauigkeit stellt und sich der Lagerverschleiß durch nur gelegentliche Nutzung in Grenzen hält, kann man auch mit Aldi-Werkzeug ein paar Jahre lang etwas anfangen - für einfache Baumarkt-Geräte gilt IMHO sinngemäß das Gleiche.
Für die Bohrer selbst gilt das meiner Meinung nach
nicht. Die müssen schon aus ordentlichem Werkzeugstahl sein - die rollgewalze Baumarkt-Qualität ist schnell stumpf. Und bei stumpfen Bohrern muss man kräftig drücken, dann biegt sich aber der Bohrtisch durch und die Bohrung ist nicht mehr senkrecht. Das ist Mist. Also ordentliche Bohrer verwenden, den ausgerichteten Maschinenschraubstock schön am Tisch festspannen, Kühlschmierung ist sowieso Pflicht - und dann gibt's auch ordentliche Löcher.
Im zähen Kupfer habe ich mit 3mm vorgebohrt, dann mit 6mm weiter, am CPU-Kühler zum Schluss noch einen dritten Durchgang mit 10mm. Eine helle 3mm-LED ließ sich schön in die Bohrungen abseilen, um die Verbindungsstellen der Bohrungen auf Versatz und Grate zu kontrollieren.
Nun müssen ein paar Bohrungen an den Enden ja wieder verschlossen werden. Dazu schneiden wir ein Gewinde auf ein Stück Rundkupfer:
Die so entstandene Gewindestange wird in ein passend geschnittenes Innengewinde als Gewindestopfen eingeschraubt und dann mittels einer Baumarkt-Gaslöt-Kartusche festgelötet. Dann einigermaßen nah am Block abgesägt, das Ende geputzt, das nächste Innengewinde geschnitten, eingeschraubt, festgelötet, und so weiter...
Das ist eine zeitaufwändige Angelegenheit, Pneumatik-Verschlussstopfen wären deutlich einfacher gewesen - aber die hatte ich seinerzeit nicht auftreiben können. Mittlerweile gibt es die hier bei AC ebenso wie bei Conrad. Also - beim nächsten Mal wird geschraubt!
Zum Schluss der Löterei kommen die Anschlussleitungen in ihre Bohrungen und werden dort eingelötet - es ist Kupferrohr von der Rolle aus der Sanitärabteilung des Baumarkts. Mit 8mm Außendurchmesser kann man dort Plug&Cool-Verbinder einsetzen. Dazu muss man aber beim Bearbeiten der Rohre den Querschnitt schön rund belassen - sonst kann es an dieser Stelle tropfen.
Und fertig ist der Grafik-Kühler, Modell "Ziegenbock":
Beim CPU-Kühler ist das Vorgehen identisch, nur eben alles etwas dicker. Man kann auch die hitzebeständigen Schutzbacken für den Schraubstock sehen - ein Paar Bremsklötze.
Zu guter Letzt müssen natürlich die überstehenden Enden der Gewindestopfen abgefeilt werden, da ist noch mal Handarbeit gefordert:
Hier nun das (damalige) Endergebnis - der CPU-Kühler auf einem Pentium III- auf Slot I-Adapter mit selbstgebastelter 3-Nasen-Halterung.
Schrauben als Anpress-Element sind übrigens nur mit viel Gefühl einzusetzen. Die erzeugen ziemlich leicht Kräfte, die Open-Die-Prozessoren ebenso zerbröseln lassen wie Sockelnasen – je nachdem, wer zuerst nachgibt. Ich habe je zwei Lagen Platinenmaterial und Fahrradschlauch als elastische Pufferzone dazwischen gelegt – ging prima.
Und hier das Modell "Ziegenbock" auf der damaligen GeForce TI4200 mit angesetzten Plug&Cool-Verbindern und mittels Schrumpfschlauch befestigten Thermofühlern. Den Kühler habe ich mit Zalman-Wärmeleitkleber auf dem Grafikprozessor festgeklebt, die Pertinax-Abdeckung sollte nur die benachbarte Steckkarte vor Kurzschlüssen schützen. Mir ist tatsächlich kein Steckplatz verloren gegangen!
Heute ist der "Ziegenbock" immer noch im Einsatz, er kühlt jetzt den selbstgesägten Heatspreader einer GeForce7600GS. Da ich in der Zwischenzeit ein paar Male an den Anschlussrohren herumgebogen habe sind diese nicht mehr wirklich rund und damit nicht mehr für außendichtende Verbinder geeignet. Aber ich hatte noch etwas Schlauch mit 8mm Innendurchmesser im Schrank - lässt sich das nicht übereinander schieben? Im Prinzip ja, aber nur mit Gleitmittel - das wiederum muss aber irgendwann aufhören zu gleiten, damit die Verbindung nicht auseinander rutscht. Das Universal-Mittel aller Wasserpanscher hat auch hier geholfen: Sanitär-Silikon. Noch ein dünnwandiges Messing-Röhrchen zur Verstärkung in den inneren Schlauch, Kabelbinder zur Sicherung darüber und Alles ist dicht!
Auch der CPU-Kühler ist immer noch im Einsatz, hier auf einem Pentium IV mit Vierloch-Befestigung:
Die Montage meines Monster-Radis zeige ich in einem zweiten Thread.
Kommentare sind natürlich ausdrücklich erwünscht!