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derJoe

Senior Member

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Sonntag, 15. Mai 2005, 03:37

Hier mal mein Senf dazu:

Ich werde wohl selber davon betroffen sein, da ich noch ziemlich am Anfang des Studiums stehe und so wie es aussieht die Studiengebühren ja nicht mehr lange auf sich warten lassen. Außerdem werde ich auch nicht mal eben mindestens 100 EUR extra jeden Monat abdrücken können.

Trotzdem bin ich nicht grundsätzlich gegen Studiengebühren, falls ein paar Bedingungen erfüllt sind:

Das Geld sollte zumindest zum größten Teil an die Hochschulen gehen und nicht an anderer Stelle wieder gekürzt werden, damit die Studenten auch was davon haben.
Außerdem müsste ein vernünftiges Finanzierungsmodell gefunden werden, z.B. Rückzahlung nach dem Studium und ab einem gewissen Mindesteinkommen mit einem prozentualen Anteil des Monatseinkommens.

Allerdings glaube ich nicht, dass sich wirklich viel ändern würde, selbst wenn das Geld komplett an die Hochschulen ginge. Ich kenne zwar keine Zahlen, vermute aber, dass die Summe von 500 EUR pro Semester und Student nur einen Bruchteil der Kosten decken würde.

Zitat von »Peterle«

Genau aus dem Grund sind Studiengebühren der falsche weg, denn heute können sich noch die meisten Leute ein Studium leisten (über BAFöG). Vieleicht geht es unter allen Umständen irgendwie mit so richtig ganz viel Aufwand und 31 Formularen auch über irgendwelche Finanzierungssysteme für Studiengebühren, aber das ist schon eine echte Abschreckung, die reicht um das Studium überwiegend auf Reiche zu beschränken.

Ich finde es eher merkwürdig, wenn man sich nur wegen solcher Formalitäten vom Studium abhalten lässt. Ich werde mit Sicherheit nicht aufhören, nur weil ich hin und wieder ein paar Formulare ausfüllen und mich ein wenig informieren muss. Dafür ist mir (wie wahrscheinlich den meisten anderen Studenten auch) das Studium viel zu wichtig.

Man sollte auch bedenken, was für Vorteile einem das Studium bietet. Normalerweise studiert man ein Fach ja nicht nur, weil man die Zeit totschlagen will sondern weil es einen interessiert und weil man sich davon einen besseren Job erhofft (nicht unbedingt im Sinne von "mehr Geld").

Da sollte es schon zu verschmerzen sein, wenn man ab einem Mindesteinkommen ein paar Prozent im Monat zurückzahlt. Wenn man keinen einigermaßen gut bezahlten Job findet, zahlt man halt erstmal nichts zurück.

Zitat von »Peterle«

Wer wirklich meint Studium sei der leichtere Weg, dem empfehle ich z.B. eine Erstsemester Analysis (Mathe) Vorlesung [...] Die völlige geistige Überforderung mit der man am Anfang der meisten Studiengänge konfrontiert ist, macht es vor allem sehr anstrengend.

Da muss ich dir allerdings vollkommen Recht geben. Die ganze Woche faul rumsitzen ist zumindest am Anfang nicht drin (außer vielleicht in den Semesterferien) :)

Irgendwann stand bei Spiegel Online eine schöne Statistik zur durchschnittlichen Arbeitszeit eines Studenten (also Vorlesungen, Lernen, eventueller Nebenjob etc.). Ich weiß zwar keine genauen Zahlen mehr, aber das Klischee des faulen Studenten war dem Artikel zufolge totaler Unfug.

Gruß

derJoe

Peterle

Senior Member

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Sonntag, 15. Mai 2005, 16:56

Zitat von »Lev«

was du machst is genau das worums im Sozialismus geht:

Du sagst es ist genug Geld da, damit meinst du aber das PRIVATvermögen einzelner (mit S-Klasse). Das haben sich die betreffenden erarbeitet und die können mit machen was sie wollen, dieses Geld steht ergo nicht zur Verfügung.


Das ist völlig fehlinterpretiert. Steuern sind keine Enteignung, wer mehr besitzt sollte auch mehr bezahlen müssen und trägt eigentlich auch eine größere gesellschaftliche Verantwortung.

Wenn es irgendwo mangelt, ist es absolut der falsche Weg, es von den zu nehmen die ohnehin nichts haben nur weil die sich nicht wehren können und eben die mit dem vielen Geld die sind die's entscheiden. Was anderes sind Studiengebühren nicht. Das Argument dass man für Leistungen auch bezahlt ist fehl am Platz, Bildung ist 'ne Grundversorgung wichtiger als z.B. Autobahnen. Wenn man staatliche Leistungen kostenpflichtig macht dann bitte hier anfangen. Aber nein, der ordinäre, konservative Deutsche liebt das Auto fahren, das geht nicht.

Leuten die sich nicht wehren können (1.) mit Mitteln die sie nicht haben, bzw. worin man ihnen überlegen (2.) ist zu schröpfen ist nichts anderes, als sie zu überfallen und ihnen das Geld abzunehmen (moralisch nicht juristisch) nur dass das Überfallen die ehrliche Variante ist. (Vgl. 1. 2. es gibt keinen Unterschied)

@Studienfinzanzierungsmodelle

Ja die gibts schon, hat mir gestern meine Ma erzählt. Die Deutsche Bank bietet das mit 5-6% Zinsen an. Man geht also völlig verschuldet ins Leben, kann kaum eine Familie gründen und ein Haus bauen, bzw. sich selbstständig machen ist aufgrund mangelnder Bonität => schlechte Kreditwürdigkeit nicht mehr möglich.

Diese tollen Modelle mit an ein Mindestgehalt gekoppelte Rückzahlung etc. SIND EINE UTOPIE und von der Realität so weit entfernt wie Alchemie...

rm

unregistriert

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Montag, 16. Mai 2005, 21:09

Ich finde den Thread ja schön und gut -- doch ändern wird sich deswegen nichts.

Ich habe ja auch bei diversen "Aktionen mit viel Idealismus" mitgemacht, aber solange die überwiegende Mehrheit der Studenten das Thema "nicht betrifft" (weil Papi genug Geld verdient) oder sie "kein Interesse" haben (weil sie eh' zu nix Interesse haben), ist das Thema für mich vom Tisch in der Hoffnung dass es mich nicht mehr betrifft -- auch wenn ich es sehr schade finde für unser Land :-(.

MfG, [rm]

max

God

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Montag, 16. Mai 2005, 21:47

Zitat von »Peterle«

Ja die gibts schon, hat mir gestern meine Ma erzählt. Die Deutsche Bank bietet das mit 5-6% Zinsen an. Man geht also völlig verschuldet ins Leben, kann kaum eine Familie gründen und ein Haus bauen, bzw. sich selbstständig machen ist aufgrund mangelnder Bonität => schlechte Kreditwürdigkeit nicht mehr möglich.


Bleib mal bei den Fakten. Wenn man 12 Semester x 500 Euro = 6000 Euro als Kredit mit 5-6% Zinsen aufnimmt und über 5 Jahre zurückzahlt hält diese monatliche Belastung niemanden ab eine Familie zu gründen und ein zu Haus bauen. Bemüh mal einen Kreditrechner (Google), bei den Summen von völliger Überschuldung zu reden zeigt eigentlich nur dass diese ganze Diskussion nur noch emotional und nicht mehr sachlich geführt wird...

Lev

God

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Montag, 16. Mai 2005, 21:52

Zitat von »Peterle«



Diese tollen Modelle mit an ein Mindestgehalt gekoppelte Rückzahlung etc. SIND EINE UTOPIE und von der Realität so weit entfernt wie Alchemie...


vermutlich existieren sie deshalb schon erfolgreich an den Universitäten in München. Diese zinslosen Darlehen müssen natürlich von den Hochschulen / dem Land ausgehen, nicht von Banken die daran verdienen wollen.

Und was das total Verschuldet angeht:

Bei einer Studienzeit von sagen wir mal 10 Semestern wären das 5000€ Schulden, von mir aus pack noch 5 % Zinsen drauf, dann sinds 5250€
Wenn man was verdient is das sicher kein Betrag, der sich nicht binnen eines Jahres zurückzahlen lässt, allerdings sind sogar Zeiträume von bis zu 5 Jahren geplant.
Also von einer totalen Verschuldung sind wir da noch weit entfernt.

Und wer soll dann bitte mehr Steuern zahlen? Die "Reichen" ham jetzt schon Grenzsteuersätze von 46%, also da wollt ich den durchschnittsdeutschen mal sehen wenns plötzlich heisst gib die Hälfte deines Geldes her.
Leider Gottes stehn wir nunmal in vielen Bereichen in Konkurrenz zum Ausland, und auch steuerlich lockt da die Schweiz doch ziemlich. Steuern erhöhen ist zwar ne Möglichkeit, aber einfach nicht populär genug und ab nem gewissen Grad auch gefährlich.

Was also ist so schlecht daran erstma Gebühren zu verlangen und diese dann denjenigen zu erlassen, die sie wirklich nicht aufbringen können oder eben finanzielle Hilfe zu geben?
Nur mit grunsätzlichen allgemeinen Gebühren wird man von den Reicheren Gelder bekommen
"When mountains speak, wise men listen" - John Muir

crushcoder

God

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Montag, 16. Mai 2005, 23:06

Zitat von »Lev«

Und wer soll dann bitte mehr Steuern zahlen? Die "Reichen" ham jetzt schon Grenzsteuersätze von 46%, also da wollt ich den durchschnittsdeutschen mal sehen wenns plötzlich heisst gib die Hälfte deines Geldes her.

<polemik>
warum sollen die studenten nachher etwas abgeben und nicht schon jetzt die ex-studenten die umsonst studiert haben?

und erst die armen medizin-studenten denen die bösen patienten nicht mehr als 15 prozent ihres lohnes geben wollen.
</polemik>
Gott hat die Welt ja nur in sieben Tagen erschaffen können, weil es keine installierte Basis gab.

Lev

God

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Montag, 16. Mai 2005, 23:28

ich wollt damit ja nur sagen dass es auch immer einfach ist zu sagen dass die zahlen sollen denen es besser geht, irgendwo ham aber auch diese Menschen ein Recht auf ihren Besitz
"When mountains speak, wise men listen" - John Muir

sozialist

Senior Member

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Dienstag, 17. Mai 2005, 01:10

Das ist eine sehr zentrale Problematik bei allen Leistungskürzungen, die der Staat derzeit vornimmt. Zumindest bisher versucht man - neben den besagten Kürzungen - die Bilanz durch zusätzliche Einnahmen aus neuen Gebühren auszugleichen, z. B. Studiengebühren. Damit man die den leuten halbwegs verkaufen kann, muss es dabei natürlich sozial gerecht zugehen, und der Meinung sind anscheinend ja auch die hier Anwesenden: Wer später einen guten job hat, zahlt mehr zurück usw.
Ich könnte mir sogar vorstellen, dass das hinhaut. Prinzipiell ist es ja lobenswert, wenn nicht der durchschnittliche Steuerzahler einem Reichen das Studium mitfinanziert. Das soll der schön selber zahlen. In diesem Punkt erreicht man mit Studiengebühren wohl sogar mehr soziale Gerechtigkeit.
Aber das funktioniert nur mit einem enormen Verwaltungsaufwand; es muss ständig die finanzielle Situation der Betroffenen überprüft werden, vor, während und nach dem Studium.

Das Einfachste wäre es daher, benötigte Einnahmen durch Änderungen am Steuersystem zu erbringen. Dabei kann man zwei positive Effekte auf einmal erreichen: Erhöhung der Einnahmen und als Folge keine Leistungskürzungen sowie bei geschickter Staffelung mehr soziale Gerechtigkeit. Den Wohlhabenderen müssen die Steuern erhöht, den Ärmeren müssen sie gesenkt werden. Und das ganze auch noch viel unkomplizierter als mit aufwändig zu handhabenden Studiengebühren.
Levs Einwände kann ich daher nur bedingt nachvollziehen. in den letzten Wochen bekommt man es ja fast täglich um die Ohren geschmissen, dass "Eigentum verpflichtet". Worin liegt denn bitte das Problem, wenn von einem Millioneneinkommen die Hälfte an den Staat - und der Staat nimmt es ja nicht für sich, sondern er gibt es für die Bevölkerung aus! - geht? Davon wird der Millionär nicht arm, aber vielen Armen wird dadurch das Leben erträglicher gemacht. Ohne dieses prinzip kann kein Sozialstaat existieren.
Und da wir schon vom Spitzensteuersatz sprechen sollte auch darauf hingewiesen werden, dass dieser nicht exorbitant hoch ist, sondern auf einem historischen Tiefstand ist. In den 80er Jahren lag er noch bei knapp 60%. Hat damals etwa jemand darüber gejammert, dass das der Wirtschaft abträglich sei? Das Wachstum war damals jedenfalls deutlich höher als jetzt.
Meines Wissens nach sind 46% auch nicht der korrekte Wert, mir schweben 42 vor, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin. Aber es gehört ja zu den Merkwürdigkeiten dieser zeit, dass die Sozialdemokraten den Reichen die Steuern gesenkt haben. Darüber hinaus besteht seit jahren das Ziel, den Spitzensteuersatz unter 40% zu drücken.
Es ist natürlich richtig, dass die Betroffenen in vielen Fällen versuchen, der Versteuerung auf irgendwelchen Wegen zu entgehen. Man sollte aber endlich von der Mentalität wegkommen, dass es sich dabei um einen Kavaliersdelikt handle. Es ist ein Verbrechen am Sozialstaat, für die persönliche Bereicherung seine Mitbürger zu bescheißen, und dementsprechend sollte der Staat auch gegen solche Betrüger vorgehen.
Sys

Lev

God

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Dienstag, 17. Mai 2005, 01:18

das Problem an den Steuergeldern ist dass die viel leichter verwässern. Wenn ich meine Gebühr an die Uni zahl dann gehts dahin wo es auch gebraucht wird, ansonsten werden damit wohl eher wahlkampfrelevante sachen finanziert...
"When mountains speak, wise men listen" - John Muir

derJoe

Senior Member

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Dienstag, 17. Mai 2005, 01:29

Zitat von »Lev«

das Problem an den Steuergeldern ist dass die viel leichter verwässern. Wenn ich meine Gebühr an die Uni zahl dann gehts dahin wo es auch gebraucht wird, ansonsten werden damit wohl eher wahlkampfrelevante sachen finanziert...


Im Prinzip ist das auch ein positiver Punkt. Bleibt aber noch unklar, ob das Geld nicht woanders wieder abgezogen wird. Deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sich die Mehreinnahmen deutlich bemerkbar machen werden.

Gruß

derJoe

Lev

God

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Dienstag, 17. Mai 2005, 15:00

klar, aber ich geh ma davon aus dass die Unis sich wehren werden das Geld herzugeben, genau wie sie Papa Staat wehren wird das Geld an die Unis abzugeben
"When mountains speak, wise men listen" - John Muir

sozialist

Senior Member

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Dienstag, 17. Mai 2005, 21:22

Ich habe wenig gegen die "Verwässerung" einzuwenden. Nahezu alle staatlichen Leistungen sind unterfinanziert, es wäre ein Witz, zu glauben, dass allein durch bessere Finanzierung der Unis an der allgemeinen Situation im Bildungswesen viel bewegt werden könne. Der Staat braucht überall mehr Geld, um die Ausgaben decken zu können, andernfalls steuern wir auf den Bankrott zu. Wenn mehr Geld da ist, dann wird auch mehr und bevorzugt ins Bildungssystem investiert werden. Der Wille dazu wurde von der Regierung ja schon oft genug erklärt, allein das Geld dafür fehlt. Mit einer Studiengebühr kann man nur ein Symptom bekämpfen, an der allgemeinen Situation im Bildungssystem ändert sich dadurch nichts.
Sys

Lev

God

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Dienstag, 17. Mai 2005, 21:26

für allgemeine Steuergelder stimm ich dir da zu, wenn ich aber als Student gezwungen werde eine Gebühr zu zahlen für mein Studium (was ich ja gut finde) dann soll diese studiengebühr doch aber bitte auch an die Uni gehen. Mit anderen Geldern soll ruhig allgemein finanziert werden, studiengebühren aber sollten finde ich...
"When mountains speak, wise men listen" - John Muir

crushcoder

God

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Mittwoch, 18. Mai 2005, 12:44

als autofahrer hätte ich auch gern bitte schön gefälligst das meine steuern fürs auto und fürs benzin zweckgebunden in den straßenbau fließt, und die ökosteuer in den ausbau der bahn und des öpnv.

die realität ist sieht aber anders aus.
Gott hat die Welt ja nur in sieben Tagen erschaffen können, weil es keine installierte Basis gab.

dasc1mt

Senior Member

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Mittwoch, 18. Mai 2005, 13:12

Zitat von »Max«



Bleib mal bei den Fakten. Wenn man 12 Semester x 500 Euro = 6000 Euro als Kredit mit 5-6% Zinsen aufnimmt und über 5 Jahre zurückzahlt hält diese monatliche Belastung niemanden ab eine Familie zu gründen und ein zu Haus bauen. Bemüh mal einen Kreditrechner (Google), bei den Summen von völliger Überschuldung zu reden zeigt eigentlich nur dass diese ganze Diskussion nur noch emotional und nicht mehr sachlich geführt wird...


Vielleicht sollte man an dieser Stelle noch bedenken, dass gerade Studenten aus einkommensschwachen Familien noch ihr BaföG zurückzahlen müssen.

Lev

God

Re: NEIN zu Studiengebühren!

Mittwoch, 18. Mai 2005, 15:29

ja dann kommt eben noch BaföG dazu, trotzdem werden es keine Beträge die man nicht relativ schnell mit nem akademischen Beruf zurückzahlen kann
"When mountains speak, wise men listen" - John Muir