Weihnachtsfreuden sind hernieden
Auch Mechanikern beschieden,
Oder ob am Weihnachtstag
Auch noch jemand streiken mag?
Unser Held, ein Ingenieur,
Meint, das ist doch gar nicht schwer.
Reichen würd' ein Baum und Lichter,
Und die Krippe, etwas schlichter.
Unser Held springt schnell auf's Pferd,
Packt sich ein, was sich nicht wehrt,
Säge, Seile, Balken, Stab,
Was Mechanik so ergab.
Dann wird in den Wald geritten,
und ein Bäumchen freigeschnitten.
Und das nennt man nach dem Ritt -
Ganz genau: Den Ritterschnitt.
Manch Student muss sich da zwingen,
denkt an Götz von Berlichingen:
"Dieser Freischnitt, sagt es ihm,
Kann mich... " - steht im Goethe drin.
Nach dem Schnitt ist drauf zu dringen,
Alle Kräfte anzubringen,
Und der Ingenieur, ganz toll,
hat auch davon Taschen voll.
Doch es weht ein steifer Wind,
Und der Baum fällt gar geschwind,
Denn der Meister merkt ergrimmt:
Baum war statisch unbestimmt.
unser Held, nun leicht pikiert,
War halt nur auf Kraft fixiert.
Hatte, und das war vermessen,
Die Momente glatt vergessen.
Fragt sich, wo der Baum schon liegt,
Wie er ihn nach Hause kriegt.
Und merkt dann ganz elegant,
Reibung? Ist mir unbekannt.
Definiert sich seinen Baum,
Also, ja man glaubt es kaum,
Als ein reibungfrei' Problem.
Zieht ihn dann ganz leicht dahin.
Und zu Hause angekommen,
Schnell die Kräfte abgenommen:
Sich als Gegenteil erweist,
Was man kurz den Freischnitt heißt.
Doch was ist der Baume dann,
Wenn das schneiden ungetan:
Ist der Baum halt unfrei dann,
Adhäsiv dann angetan?
Ist gefangen, eingeklemmt,
Ungeschnitten, ungestemmt,
Ist er vielleicht eingespannt,
Oder fest nur, eingerahmt?
Ist getackert er, geklebt,
Eingesperrt oder verwebt,
Ist geschraubt oder genietet -
Fragt sich wer was andres bietet:
Frei, zu schneiden ist nicht schwer,
Doch das Gegenteil wohl sehr.
Unserm Helden ist bekannt,
Dass ein Baum wird eingespannt,
Sucht sich diesmal zu beeilen
Auch Momente zu verteilen.
Dann noch Kerzen an den Baum,
Austariert, schön anzuschau'n,
Muss auf Hebelarme achten,
Und den Baum nicht überfrachten.
Für die Krippe, weil's gefällt,
Wird ein Fachwerk hergestellt.
Man beginnt: Dies ist das Haus ...
Weiter geht's: vom Nikolaus.
Welches, wenn man's richtig nimmt,
gänzlich statisch unbestimmt.
Doch das stört uns ja nicht ständig,
Und ist damit nicht notwendig.
Noch ein Glühwein mit was drin,
Und dann reicht das wieder hin.
Allen hier ein frohes Fest,
dass man sich's mal gut geh'n lässt,
Und ein gutes neues Jahr,
Das ist ja nun auch fast da.
Ganz am End' die Lichterkette,
Weil man die ja auch gern hätte:
Sie hängt in der Form, zum Schluss:
Cosínus hyperbolicus!
Ein gedicht frei nach Martin Schargott seines Zeichens Mechaniker.
Jeder Ingenieur wird sich freuen.
gruz
jim