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TheBigTicket

Senior Member

Re: Gegen Studiengebühren

Samstag, 8. Mai 2004, 21:06

Zum Thema Ausbildung zahlen - Studium nicht:

Ich gehe 13 Jahre zur Schule studiere mindestens 5 Jahre und kann dann (frühestens) Geld verdienen. Wenn man nicht gerade Ingenieur, Naturwissenschaftler, Ausnahmejurist oder Ausnahmebwler wird, dann wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit Insgesamt nicht mehr verdienen, als eine Person, die mit 16 eine Ausbildung macht, bis 25 zu Hause wohnt und quasi 9 Jahre vor mir Geld in der Tasche hat. Mal ganz davon abgesehen, dass diese Person dann schon 9 Jahre mehr Berufserfahrung hat als ich.
Rententechnisch wurden allen Abiturienten die 3 Jahre längere Schulbildung schon gestrichen.

Ein Studium ist allein wegen der Lebenshaltungskosten (nix Hotel Mama!) schon teuer genug. Und wenn man nicht gerade Eltern hat, die das aus der Portokasse zahlen und man Bafög bekommt, dann kann man bei Einführung von Studiengebühren sehr voll von Luxus Bildung sprechen. Intelligenz und Können haben nichts aber auch gar nichts mit reichen Eltern zu tun. Man würde vielen hervorragenden Nachwuchswissenschaftlern die Türen verschließen durch eine derartige Politik.

Außerdem sehe ich ehrlich gesagt nicht ein, warum ich nach oben beschriebener Ausbildung auch noch extra Abgaben zahlen soll, weil ich durch meine Ausbildung in der Lage bin, Arbeiten zu verrichten, zu denen der Großteil der Bevölkerung einfach nicht in der Lage ist, und dementsprechend besser verdiene.

Zum Thema Meistertitel:

Die erste Ausbildung (Geselle) bekommt man finanziert, weil man kaum eine Chance hätte ohne Ausbildung das Geld dafür aufzutreiben.
Will man einen Meistertitel machen, sieht das schon ganz anders aus. Der ist bewußt so ausgelegt, dass man weiterarbeiten kann.
Und anders ist dass beim studieren auch nicht, Zweitstudium kostet! Ebenso ein Doktortitel, wobei man um den zu machen meistens an einem Institut angestellt ist.


Außerdem habe ich keine Lust durch Studiengebühren, vom vollkommen maroden Rentensystem bis zum Kohlebergbau sämtlichen Schwachsinn zu finanzieren.
"Some men see things as they are and say why. I dream things that never were and say, why not?" John F. Kennedy

Onkelshaggy

Full Member

Re: Gegen Studiengebühren

Samstag, 8. Mai 2004, 21:48

Studiengebühren sind absolut angemessen und in Ordnug.

Man hat mind. 4 Semester mehr Zeit als die Regelstudienzeit beträgt. Wer dann noch nicht fertig ist, ist selber Schuld.

Bei uns gibt es sogar eine Jahresfrist. Nach dem ersten Mitschreiben einer Klausur muss man diese innerhalb eines Jahres bestanden haben sonst gilt die Diplomprüfung unwiderruflich als nicht bestanden. Damit wäre das Studium, in meinem Fall Chemie, in ganz Deutschland beendet. Wurde eingeführt aufgrund der Langzeitstudenten.
Ist ja auch zu verstehen, wenn amn bedenkt was ein Studium den Staat kostet.

capt2001

Senior Member

Re: Gegen Studiengebühren

Samstag, 8. Mai 2004, 22:15

manche verdrehen hier immer noch die tatsachen... es geht NICHT um die jetztige lage, dass _langzeitstudierende_ gebühren zahlen sollen, sondern dass in _zukunft_ jeder zahlen soll. und das ganze wirft eben schon erhebliche probleme auf. und BigTicket spricht mir in diesem fall echt aus der seele.
studenten habens finanziell echt nicht so gut, und wenn die eltern nicht dafür aufkommen (können), müsste man extrem viel nebenher arbeiten. das senkt die qualität des studiums und verlängert es unnötig. das gleiche mit der abgabenhöhe: bubu meister meinte, die höhe sollte an die "finanziellen möglichkeiten des studierenden und seiner eltern angepasst werden". wie willst du das realisieren? z.b. wenn die eltern geld haben aber nicht zahlen? nachweis? kontrolle?
mit sicherheit würde die qualität der ausbildung auf dauer steigen, aber es ergeben sich auch probleme. mit schulden ins berufsleben zu starten - bafög oder nicht - ist einfach keine feine sache. mir ist klar, dass ausbildung kostet, aber das ist imo doch schon eine aufgabe des staates. 2 sachen will ich noch klarstellen:
1. ich bin kein freund von langzeitstudenten und bin für eine rigorose sanktionierung.
2. BigTicket hatte das schon angeführt: die finanziellen verhältnisse von leuten, die frühzeitig eine ausbildung machen, sind einfach besser als bei einem studenten, da müssen wir nicht gross diskutieren. und der ganze staat lebt von dem wissens- und forschungskapital, dass die akademiker später einbringen - es ist einfach eine zukunftsinvestition. von beginn an hat jeder in unserem system gleiche chancen, im gegensatz zu vielen anderen ländern, wo man als finanziell minderbemittelte person nur mit höchstleistungen etwas erreichen kann, einfach nur "gut" sein reicht da nicht. es mag zwar abgehoben klingen, aber jeder hatte eben bei uns diese chance, und wenn jemand die leistungen nicht bringt, bleibt ihm eben nur die möglichkeit einfacherer tätigkeiten oder handwerksberufe.

hier werden immer wieder anti-bafög argumente gebracht. man darf jetzt nicht vergessen, dass die meisten überhaupt gar kein bafög beziehen können, weil die eltern einfach zuviel verdienen - das ist einfach nur eine kompensation für die, die wirklich wenig haben. dass es da schwachstellen gibt ist mir klar, und da kann man auch was dran ändern.

ich selbst bin übrigens uni-studi und beziehe auch kein bafög. leute, die lange studieren, fallen meistens auch primär ihren eltern zur last, und nicht dem staat. an und für sich sind die kosten für einen studierenden auch sehr schwer zu kalkulieren, da die fixkosten natürlich den allergrössten teil ausmachen...

Triniter

Senior Member

Re: Gegen Studiengebühren

Samstag, 8. Mai 2004, 22:35

Studiengebühren (für alle von Anfang des Studiums an) verstoßen meiner Meinung nach gegen das Recht auf Bildung für jeden vom Staat.
Meines Wissens nach steht das sogar im Grundgesetz, dass jeder freien Zugang zu jeder staatlichen Bildungsinstitution haben muss und nur nach Leistung ausgewählt wird.

Und wer wirklich was für das Studium ausgeben will, kann ja so wie ich auf eine Privatuni gehen.

Onkelshaggy

Full Member

Re: Gegen Studiengebühren

Samstag, 8. Mai 2004, 23:17

Ich beziehe ebenfalls kein Bafög, werde etwas von meinen eltern unterstützt aber gehe nebenbei noch arbeiten. im Semester nur Samstags, dafür in den Ferien, fast wie ne halbe Stelle.

Gegen Studiengebühren an sich hab ich wie gesagt grundsätzlich nichts. Man muss eben in seine Zukunft investieren.
Des weiteren möchte ich halt noch mal darauf hinweisen, dass ein Studium unmengen Geld kostet, und zwar den Staat. Das der Student/inn einen Gewissen Beitrag dazu leistet ist doch nicht mehr als Fair. Es darf natürlich nicht in dem Maße geschehen, dass sich das Studium nur den wohlhabenden vorbehalten ist. Da gebe ich euch recht.

Aber mal ein anderes Beispiel.

Eine Freundin von mir kommt aus Litauen, finanziert sich und ihr Studium vollkommen selbständig, bezieht keinerlei Zuschüsse, und was soll ich sagen, sie hat super Noten und macht gerade ihre Doktorarbeit.

Ich denke also mit etwas Fleiß geht alles.

FredFruchtig

Senior Member

Re: Gegen Studiengebühren

Samstag, 8. Mai 2004, 23:46

Zitat von »TheBigTicket«

Und anders ist dass beim studieren auch nicht, Zweitstudium kostet! Ebenso ein Doktortitel, wobei man um den zu machen meistens an einem Institut angestellt ist.


Stimmt so nicht (oder ich hab dich falsch verstanden). Promotion zählt nicht als Zweitstudium, bzw. man zahlt keine 650€.

Zitat von »Chewy«

wer anderen nen thread ausgräbt, der hat ein threadausgrabgerät 8)

Onkelshaggy

Full Member

Re: Gegen Studiengebühren

Sonntag, 9. Mai 2004, 00:08

;D Das stimmt wirklich net.

Freunde die unser Praktikum leiten, schreiben, bzw forschen für ihre Doktorarbeit im Arbeitskreis vom Prof. und werden dafür sogar bezahlt. Und zwar über 1000 €.

silverblue51

God

Re: Gegen Studiengebühren

Sonntag, 9. Mai 2004, 00:52

Ich meinte mit meiner Aussage dass das Geld an den Unis bleibt eigtl, dass das Geld an dem Ort bleibt wo es auch hingehört, also FH und Uni. Sorry habe mich etwas komisch ausgedrückt.
Auch wenn man mit 16 ne Ausbildung macht und dann früher Geld verdient, verdient der Akademiker _im Schnitt_ auf seine gesamte Lebenszeit trotzdem mehr Geld.

Zu den Doktoranden, die sind meist am Lehrstuhl angestellt als Hiwis zur Betreuung von Übungsgruppen oder sowas. Deshalb kriegen die da auch Geld für.

Totamec

unregistriert

Re: Gegen Studiengebühren

Sonntag, 9. Mai 2004, 01:52

Ob das so stimmt. Wenn ich mir anschaue das ein Jurist mit gutem Abschluß 35Tsd E verdient. Verdient mein Vater als LKW Fahrer aber bereits mehr.

Also die Einstiegsgehälter von 2000 und die Anpassungen sind doch längst Schnee von gestern.

Seid mal nicht so verträumt und denkt als Dipl. verdient man noch sehr gut. Das sind ganz wenige Ausnahmen.

silverblue51

God

Re: Gegen Studiengebühren

Sonntag, 9. Mai 2004, 01:56

Hm Juristen gibbet wie Sand am Meer.....das stimmt wohl.
Evtl bin ich da etwas von meinem Studiengang beeinflusst. Die Einstiegsgehälter bei den Naturwissenschaften sind ja noch ganz oke.

god0815

Senior Member

Re: Gegen Studiengebühren

Sonntag, 9. Mai 2004, 03:46

Studiengebühren sind nicht von Natur aus schlecht.
Ich bin durchaus auch bereit, für eine gute Ausbildung zu bezahlen...
Allerdings nur, wenn ich auch eine GUTE Ausbildung bekomme :)

Meine Meinung.

Gruß
god0815

FredFruchtig

Senior Member

Re: Gegen Studiengebühren

Sonntag, 9. Mai 2004, 11:36

Zitat von »Trauma«

Zu den Doktoranden, die sind meist am Lehrstuhl angestellt als Hiwis zur Betreuung von Übungsgruppen oder sowas. Deshalb kriegen die da auch Geld für.


Allerdings werden die Stellen auch immer mehr gekürzt. :(

Zitat von »Chewy«

wer anderen nen thread ausgräbt, der hat ein threadausgrabgerät 8)

TheBigTicket

Senior Member

Re: Gegen Studiengebühren

Sonntag, 9. Mai 2004, 13:36

Die Ausbildungssituation an den Unis wird hier immer sehr schlecht geredet und da muss ich einfach mal Einspruch erheben. Ich bin an der RWTH in Aachen (studiere TI) und muss sagen, dass die Angebote er Lehrstühle wirklich hervorragend sind. Klar sind die Vorlesungen meistens langweilig, aber es gibt ausnahmslos Skripte, Kleingruppenübungen und jeder Lehrstuhl hat Sprechstunden, die keinesfalls überlaufen sind (es geht eher keiner hin). Von schlechten Vorlesungen wird meistens immer gesprochen, weil der vermittelte Stoff auf einen pervers hohen Niveau ist und durch bloßes zuhören allein vom Schwierigkeitsgrad her nicht zu verstehen ist. Daran würde aber mehr Geld nichts ändern.

Die RWTH ist in der Hinsicht sicherlich einer der besten Ingenieurunis Europas (mit der größten ET-Fakultät), aber ich weiß von Freunden, die in anderen Städten andere Sachen studieren, dass deren Studienbetreuung alles andere als mies ist. Die Situation ist meist an "unwirtschaftlichen" Lehrstühlen (schönen Gruß an die Geisteswissenschaften) schlecht. Weil das Geld vom Staat vorne und hinten nicht reicht und aus der Wirtschaft einfach keine Forschungsgelder kommen.
"Some men see things as they are and say why. I dream things that never were and say, why not?" John F. Kennedy

capt2001

Senior Member

Re: Gegen Studiengebühren

Sonntag, 9. Mai 2004, 20:39

ich studiere info in karlsruhe (hat ja nicht den schlechtesten ruf) und kann mich eigentlich auch nicht beklagen. der stoff ist nie leicht, keine frage - aber ich gehöre nicht zu den leuten, die tagein tagaus wegen der ausbildungslage rumjaulen. ganz pragmatisch ausgedrückt sehe ich es auch nicht als verantwortlichkeit der universität, einem den stoff verständlich vorzukauen, schliesslich handelt es sich um eine hochschule und nicht um eine grundausbildung wie in den 13 jahren zuvor am gymnasium. die meisten leute die jaulen, sind doch die, die am liebsten ihr diplom ohne mühe bekommen wollen (am besten gleich eine a priori sicherheit und dann "zeit absitzen") oder sich einfach nicht mit dem stoff abfinden können - und uni heisst nun mal sieben, sieben, sieben. und gerade im vordiplom waren die durchfallquoten in den klausuren z.b. aus dem mathematikbereich weit jenseits der 50%.
ich sehe eher potential in der ubiquitären verfügbarkeit von lernmaterial (inet) und in der straffung des gesamten apparates. was ich auf jeden fall bedenklich finde, ist wie (vor allem) an fh's auch bei relativ gängigen fächern vorlesungen für eine handvoll leute gemacht werden... bei uns beträgt die anzahl der anwesenden in den vorlesungen üblicherweise mehr als 300 leute. und ja, da ist auch sinnvolles lernen möglich - ich habe auch kein problem damit, mir wissen ausserhalb der vorlesungen anzueignen oder offene fragen selbst zu klären.

noch ein punkt zur "fairness" von studiengebühren. nehmen wir an sie wären gerechtfertigt, und es gäbe ein brauchbares modell um die individuelle finanzielle situation zu berücksichtigen. warum soll es dann fair sein, wenn "grosse" fakultäten mit "grossen" vorlesungen und betrieb toter geisteswissenschaften mit einem halben dutzend zuhörer finanzieren? ergo würden diese langsam aussterben - da könnten wir auch gleich ohne studiengebühren den rotstift ansetzen. hier spricht wieder der pragmatiker. also entweder alles oder nichts...