1. Hälfte:
Die Parabel „Zentralbahnhof“ von Günter Kunert spielt in einer unbekannten Zeit, an einem unbekannten Ort von dem nicht mehr bekannt ist, als das es dort einen Zentralbahnhof gibt.
Es lässt sich aber vermuten, dass die Geschichte zur Zeit des Nationalsozialismuses spielt. Da es sich um eine Zeit handelt, in der Menschen wahllos umgebracht werden konnten.
Die Hauptfigur wird nicht näher beschrieben und wird nur als „jemand“ bezeichnet. Dieser „jemand“ bekommt eines Morgens die schriftliche Aufforderung sich an einem bestimmten Termin leicht bekleidet zu einem Bahnhof zu begeben.
Als er bei seinen Freunden und einem Rechtsanwalt Rat sucht, wollen diese ihm nicht helfen.
Also begibt sich der Hauptcharakter zum Bahnhof, wo er schließlich tot aufgefunden wird.
Der text hat 3. Kapitel.
Das erste Kapitel umfasst die Zeilen 1 – 14 und enthält eine kleine Einleitung in den Text, sowie eine Beschreibung der Situation, in der sich die besagte Person befindet.
Der zweite Abschnitt umfasst die Zeilen 15 – 37. In diesem Abschnitt geht es um die Reaktion der Betroffenen Person und die Reaktionen seines Umfeldes.
Der dritte Abschnitt umfasst das Ende vom Gang zum Bahnhof bis zum Tod der Hauptfigur.
Der text scheint eine Kritik am 3.Reich zu sein und soll dem Leser vermutlich zeigen, wie schlecht es den Menschen zu dieser Zeit ging.
Der Hauptcharakter wird nicht näher beschrieben, sondern nur als „jemand“ (Z.1) bezeichnet. Das lässt darauf schließen, dass dieser „jemand“ als Symbol für eine Gruppe von Menschen steht, die sehr abfällig behandelt wurde. Da die Geschichte zu Zeiten des Nationalsozialismuses spielt könnten damit zum Beispiel die Juden gemeint sein.
Dieser „jemand“ findet eines „sonnigen Morgens“ (Z.1) ein „amtliches Schreiben“ (Z.2), dass ihn „überfällt“ (Z.4).
Es ist auf „grauem, lappigen Papier (Z.4-5) geschrieben und besagt, dass sich der Empfänger zum Zweck seiner Hinrichtung am 5. November des derzeitigen Jahres auf der Bahnhofstoilette des dortigen Zentralbahnhofes wieder finden soll.
Das graue, lappige Papier steht im Kontrast für die schöne Atmosphäre, die durch den „sonnigen Morgen“ aufgebaut wird. Vermutlich steht das Schreiben für die Verfasser, wobei sich durch das miserable Aussehen ein schlechter Eindruck ergibt.
In dem schreiben steht auch, dass bei Nichtbefolgen eine „Bestrafung angeordnet werden“ (Z.12) kann. Dies ist sehr grotesk und wird durch die bitte leicht bekleidet zu erscheinen noch verstärkt.
Die Hinrichtung scheint ohne Grund verordnet zu werden, da sich der „Betroffene“ (Z.15) an kein Vergehen erinnern kann, sondern nur „verzagt“ (Z.15) bei seinen Freunden auftaucht.
Die Freunde scheinen erst nett und Hilfsbereit zu sein, da sie ihm „Getränke und Imbiss“ (Z.16) anbieten, doch als sie um Rat gefragt werden, distanzieren sie sich durch „bedeutungsvolles Kopfschütteln“. Sie scheinen plötzlich Angst zu haben, zu viel Kontakt mit ihm zu haben, da sie „heimlich Aufatmen“ (Z.19-20), wenn er geht.
Nachdem keine Hilfe von den Freunden zu erwarten ist, begibt sich die betroffene Person zu einem Rechtsanwalt. Dieser könnte als Symbol für die rechtliche Kraft gesehen werden. Aber auch der Anwalt scheint ihm nicht richtig helfen zu wollen.
Er verharmlost die Situation mit Sprüchen wie „nicht wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird (Z.30-31) und gibt ihm sehr seltsame Ratschläge. So rät er ihm den Termin einzuhalten um Repressalien auszuweichen. Außerdem solle er vertrauen (Z.35). „Vertrauen ist das wichtigste“ (Z.36-37).
Der „Betroffene“ möchte seinen anstehenden Tod nicht akzeptieren und wälzt sich über seine „durchfeuchteten Laken“ (Z.39). Doch als er ein letztes mal bei seinem Nachbarn klingelt, um ihn um Hilfe zu bitten, merkt er, dass sich sein soziales Umfeld komplett zurückgezogen hat, da ihn sein Nachbar nur „ausdruckslos“ (Z.45) durch das Guckloch an der Tür anschaut, bis er aufhört zu klingeln und geht.
Da ihm also nicht anderes übrig bleibt, begibt sich der zum Tode verurteilte pünktlich zum Bahnhof. Es ist nicht viel los dort, doch trotzdem scheint ihn keiner wirklich zu beachten.
Er weiß, dass dies die letzten Minuten seines Lebens sein werden.
Plötzlich „zuckt“ (Z.26) in ihm die Gewissheit auf, dass er nur Vertrauen müsse und das nicht passieren wird. Eine euphorische Stimmung steigt in ihm auf, die aber auch nur ein Ausdruck seiner Angst ist. Eine Viertelstunde später wird er von zwei Männern in die „rotziegeligen Tiefen des Zentralbahnhofs“ (Z.65) gebracht. Diese „Tiefen“ stehen für eine Verbrennungsanlage der Nazis, da dort Rauch zu sehen ist, obwohl allgemein bekannt ist, dass dort keine Züge fahren.