Wenn das Thema jemandem bekannt vorkommt - ja, ich habe im "Off Topic"-Bereich schon mal um Rat gefragt, weil mir die ersten Ergebnisse nicht so recht gefallen haben.
Hier der Thread dazu.
Und auf
meiner Homepage habe ich diesen Baubericht auch wieder eingestellt, dort noch ein bisschen ausführlicher.
Da hier in diversen Schränken und Kästen zahlreiche Dias lagern, die meine Frau, mein Vater und ich selbst in der Vergangenheit geschossen haben, möchte ich diese in die digitale Zeit herüberretten. Bei Elektronik- und Lebensmittel-Discountern werden häufig preisgünstige Dia-Scanner angeboten, die die Dias mit einem 5-Megapixel-Sensor abfotografieren. Diese gefallen mir gar nicht. 5 MP ist zwar schon nicht schlecht, aber meine aktuelle Kamera (Canon EOS 400D) hat schon 10 MP und sicherlich eine bessere Optik als diese einfachen Scanner. Bei einem Preis von unter 50 € ist eine hochwertige Optik nun mal nicht möglich. Dann haben die einfachen Scanner gerne eine Ein-Knopf-Bedienung; die Belichtung einzustellen und anzupassen geht damit nicht. Wenn ich da an Gegenlichtaufnahmen im Winterwald denke, halte ich manuelle Einstellmöglichkeiten für unbedingt nötig, zaubern kann ein Bildbearbeitungsprogramm bei der Nachbearbeitung ja nun auch nicht...
Ein guter Diascanner hingegen kostet auch gutes Geld und er braucht für den Scanvorgang seine Zeit. Wenn die vorhandenen Dias dann alle fertig gescannt sind, steht er nur noch herum. Daher bin ich vor dem Kauf bislang zurückgeschreckt; ob man das Gerät später wieder verkauft bekommt, ist ja auch Glückssache. Gegen Miete als Alternativlösung spricht die Scandauer von mehreren Minuten pro Bild. Da kommt eine ziemlich lange - und damit teure - Mietdauer zusammen. Und gegen die Idee, einfach alle Dias zu einem Scan-Dienstleister zu geben, spricht die schiere Anzahl der gelagerten Fotos.
Im Netz stößt man gelegentlich auf Berichte von Leuten, die mit einer digitalen Spiegelreflexkamera ihre Dias abfotografiert haben. "Das kann ja nicht so schwer sein!" dachte ich.
Ich habe also meine EOS 400D auf ein stabiles Brett verfrachtet, ein Objektiv auf einem Zwischenring an den Body gesetzt und in passender Entfernung eine Diahalterung platziert. Eine Vollspektrum-Lampe plus Diffusorfolie dahinter, die Objektivumgebung mit schwarzem Filz gegen Streulicht versehen und über die Lampe eine Papphaube gegen Blendung gesetzt:
Meine Frau meinte spontan: Das sieht ja aus wie Weihnachten bei Hoppenstedt - wir basteln uns ein Atomkraftwerk! Ich finde ja eher, dass es wie ein Bahnhof aussieht... Aber ich kann damit tatsächlich Dias abfotografieren, bei problematischen Motiven eine Belichtungsreihe fahren, ggf. mit HDR-Software experimentieren - schön soweit. Ein Blick unter die Haube:
Das sieht extrem simpel aus, der mechanische Aufbau ist auch so einfach wie er aussieht. Aber wie gesagt, der Teufel steckt wie immer im Detail. Das fängt bei der Lampe schon mal an - was für ein Leuchtmittel nimmt man? Ich habe eine Vollspektrum-Energiesparlampe probiert, die laut Werbung ein (nahezu) kontinuierliches Spektrum haben soll. Tatsächlich ist die Farbwiedergabe sehr gut, ein Foto des Diffusors ergibt ein gleichmäßiges Grau, in dem die drei Grundfarben nahezu gleich stark vertreten sind.
Als Diffusor ist mir bei Segor-Elektronik in Berlin eine Streufolie in die Hände gefallen, die eigentlich für den Selbstbau von Leuchten aus RGB-LEDs gedacht ist. Die ist sehr gleichmäßig mattiert, schluckt kaum Licht und ist viel leichter zu bearbeiten als Mattglas.
Die Dia-Halterung stammt aus einem Dia-Projektor, bei dem man ein falsch eingelegtes Dia manuell herausziehen und umdrehen kann. Diese herausziehbare Schublade habe ich zweckentfremdet. Da wird das Dia unten in einer V-förmigen Kerbe gelagert und oben durch ein ebenfalls eingekerbtes, gefedertes Rädchen geführt. Dadurch ist bei dicken und dünnen Rahmen stets das Dia in der Mitte - und damit gibt's nur eine Schärfenebene für alle Rahmenstärken. Diese Halterung hat ein paar Löcher und ist durch diese mit ein paar dünnen Schräubchen an ein Alu-Blech geschraubt, das ein Loch für die Beleuchtung hat. So weit, so einfach.
Aber - wo muss die Halterung hin? Das ist der schwierigste Punkt bei der ganzen Angelegenheit, weil der richtige Abstand zwischen Kamera und Dia vom Objektiv abhängt. Ein selbstgedrucktes Testdia ist zum freihändigen Herumprobieren sehr hilfreich. Das ist einfach ein Rechteck 24x36mm mit einem Kreuz durch die Ecken gezogen und ein paar kleineren Rechtecken im gleichen Größenverhältnis; das Ganze dann ausgeschnitten und in einen Diarahmen verfrachtet.
Als Objektiv hatte ich zuerst ein vollmanuelles 50mm-Pentax-Objektiv probiert, was von einer alten Kamera übrig war. Pentax-Objektive an Canon-Kameras lassen sich übrigens mit relativ einfachen Adaptern betreiben, da die Filmebene bei Pentax etwa 1,5mm tiefer in der Kamera liegt als bei Canon. Das Pentax-Objektiv muss also ohnehin 1,5mm vom Canon-Bajonett weg, sodass ein Adapterflansch problemlos Platz hat und man das Objektiv ohne zusätzliche Korrekturlinse sogar auf "unendlich" scharf stellen kann.
Mit Zwischenringen von 27.5mm Länge ließ sich ein Dia formatfüllend abbilden (hier verkleinert). Das Foto ist kein Highlight der Fotokunst, aber wegen der verschiedenen Strukturen (Flächen, Zweige, Himmel, Borke) sehr schön als Testobjekt geeignet:
Auf den ersten Blick gar nicht übel - aber bei näherem Hinsehen kommen die Schwächen zum Vorschein. Da sieht man eine starke chromatische Aberration vor Allem an der Schrift des Schildes. Auf dem Dia ist die noch nicht drauf:
Und mit der Schärfe war ich auch noch überhaupt nicht zufrieden. Die Zweige oben rechts sehen auf dem Original-Dia mit der Lupe betrachtet schärfer aus als auf dem Scan. Statt abenteuerlicher Lupen- oder Makrolinsen-Vorsätze habe ich ja extra den Zwischenring und ein klassisches Glas-Objektiv verwendet und auf jegliche Filter verzichtet, damit keine vermeidbaren zusätzlichen Grenzflächen in den Strahlengang kommen. Die (manuelle) Scharfstellung passt auch, besser wird's mechanisch nicht. Gut, das Filmmaterial ist sicher auch kein Schärfenwunder, sondern Standardkram (Agfachrome CT100 von 1987), aber trotzdem...
Tja - es lag tatsächlich am Objektiv. So viel zum Thema "Meine Optik ist besser als die der Billig-Scanner"...
Makro-Betrieb am Zwischenring ist eben doch ein ungewöhnlicher Einsatzbereich. Ich habe ein vollmanuelles, altes 55mm Yashica-Makroobjektiv mit Contax-Bajonett plus Adapter ersteigert - das zeigt erheblich bessere Ergebnisse:
Links das Ergebnis des Pentax-Objektivs, die Mitte hat das Yashica-Macro erzeugt und ganz rechts bin ich dem Dia mit dem Mikroskop auf den Leib gerückt, um herauszufinden, was denn das fertige Filmmaterial überhaupt hergibt. Wie man sieht, ist viel mehr Schärfe hier nicht herauszuholen. Was nutzt eine tolle Scanauflösung, wenn die zu scannenden Fotos einfach nicht schärfer sind? Vielleicht hatte ich damals ein einfaches Reisezoom im Einsatz, vielleicht hatte ich nicht richtig fokussiert, vielleicht gibt das Filmmaterial einfach nicht mehr her - jedenfalls ist die so erreichte Scanauflösung für die meisten meiner Dias völlig ausreichend.
Nachschärfen per Software ist noch eine Option, die ich nur sehr vorsichtig einsetze. Bei der weit verbreiteten Unscharfmaskierung fängt man sich schnell Bearbeitungsartefakte ein, das mag ich nicht. Deconvolution-Techniken gefallen mir besser, mit der Funktion "Restoration by deconvolution" des Image Analyzer lässt sich schonend noch etwas mehr Schärfe herausholen. Hier nochmal die beiden Ausschnitte von oben, jeweils mit dem Macroobjektiv aufgenommen und nachgeschärft:
So weit, so schön, mein Atombahnhof ist verwendbar! Allerdings habe ich auch mal ein paar richtig gute Filme verarbeitet, diese Fotos werden wohl auch deutlich schärfer sein. Die gebe ich dann zum Scan-Dienstleister, wenn ich sie erst mal wiedergefunden habe.
Um dafür auch einen Vergleich zu haben, hat mir DrStrange ein paar Testscans auf einem Nikon Coolscan 5 ED gemacht (nochmals vielen Dank!), damit kommt dann so etwas heraus:
Das ist natürlich eine andere Größenordnung der Auflösung als bei meinem Selbstbau-Teil, der Coolscan löst eher soweit auf wie das Mikroskop, mit dem ich den Dias testweise auf den Pelz gerückt bin. Da kann man die feinen Staubpartikel auf dem Glas des Rahmens betrachten und Nachschärfen kann man getrost vergessen. Doch, das ist schon ein feines Gerät. Für den Hausgebrauch tut's aber der "Hoppenstedt"...