hi @ all
Schon lange ist es her, seit ich hier das letzte mal gepostet habe. Ich hatte einfach zu viel zu tun. (Auch mein PC-CaseCon musste ich vorerst auf Eis legen.)
Gegen Ende letzten Jahres hatte ich die Möglichkeit im Rapid Product Developement der Fachhochschule St. Gallen, ein Praktikum im Rapid Prototyping zu absolvieren.
Für alle, die nicht wissen was Rapid Prototyping ist:
Rapid Prototyping ist ein Oberbegriff für verschiedene Herstellungsverfahren, bei welchen Teile mit beinahe uneingeschränkten Formen in nur wenigen Stunden hergestellt werden können. (Meist für Prototypen). Dazu wird ein digitales 3D Modell in hunderte Schichten unterteilt, welche dann an einen Laser übermittelt werden und als 2 Dimensionale Schicht auf ein ebenes Kunststoff-Pulverbett aufgelasert wird. (SLS-Verfahren; Selective Laser Sintering). An den durch den Laser abgefahrenen Flächen schmelzen die feinen Pulverkörner leicht zusammen (versintern). Ist eine Schicht fertig gelasert, senkt sich das Pulverbett um eine Schichtdicke und eine neue Pulverschicht wird aufgetragen und mit dem Laser abgefahren. Dieser Vorgang wiederholt sich bis die ganze Höhe des Objekts erreicht ist. Ist der Vorgang abgeschlossen wird das ganze Pulverbett wieder hochgefahren. Danach können die Teile aus dem Pulver herausgenommen werden.
Die Massgenauigkeit beim SLS-Verfahren liegt bei ungefähr 0.1mm (beim 3D-Printing sind es bis zu 0.01mm).
Hier ein paar Bilder zum Rapid Prototyping (SLS-Verfahren):
links: Kubus, welcher aus 8 ineinander greifenden, beweglichen Zahnrädern besteht; dreht man eines; drehen alle =)
rechts: Schädel, welcher ein Kollege im Internet als Download für Cinema 4D gefunden, und für mich in ein anderes Datenformat umgewandelt hatte. (an dieser Stelle: Danke @ Sev0_o)
Ausschnitt aus einem Schädel, welcher per Computertomograph gescannt, und per SLS-Verfahren gesintert wurde.
Die SLS-Maschine
DAS PROJEKT:
Ein Teil meiner erhaltenen Zielsetzung war das sintern eines Projekts, welches in der Grössenordnung von ungefähr 2 Fäusten liegen sollte.
Die Idee: Nachdem ich in der zweitletzten Woche meines Aufenthalts im RPD gelernt hatte wie man ein Objekt Digitalisieren kann, kam mir der Gedanke ich könnte mir eine Computermaus sintern, welche auf meine Hand angepasst ist. Dazu könnte ich mit Modeliermasse eine Maus formen, welche ich dann Scannen und mit dem CAD weiter bearbeiten kann (Aushöhlen, Elektronikhalterung anbringen, Verbindung kreieren, usw...). Danach könnte ich das 2-Teilige Stück sintern, und ich hätte meine eigene Computermaus.
Am Montag begann ich mit der Arbeit. Ich scannte zuerst die modellierte Maus von allen notwendigen Blickwinkeln. Danach wusste ich nicht weiter, da mir Stefan letzte Woche nur erklärt hatte wie man ein Objekt scannen kann. Ich schaffte es die einzelnen Scans per „Combine Shells“-Funktion zu verbinden. Danach Exportierte ich die Datei als STL-Format. Jedoch war dieses fast 130MB gross, und ich wusste einfach nicht weiter wie ich diese Datei zu einer kleineren umwandeln kann. Ich setzte mich deshalb mit einem Kollegen in Verbindung, welcher Konstrukteur-Lehrling bei der Mettler Toledo AG ist. Doch auch dieser konnte mir nicht weiterhelfen.
Der VI-9i 3D Laserscanner arbeitet auf Grundlage der Lasertriangulation. Die Oberfläche des Objektes wird in 2,5 Sekunden mit einem Zeilenlaser berührungslos abgetastet; die reflektierten Strahlen werden digital verarbeitet.
Alle einzelnen Scans (farbig; Blickwinkel) zusammengefügt zu einer digitalen Punktewolke.
Am Abend vermasste ich das Innenleben meiner alten Computermaus und wandelte die Masse in eine CAD-Datei um. Somit hatte ich eine Halterung für die Elektronik, welche ich als Prototyp am nächsten Tag in die SLS Maschine einlesen konnte. Einen Tag später konnte ich die Elektronik der Maus problemlos mit diesem Prototypen zusammenbauen.
Die ausgemessene Elektronikhalterung meiner Maus, umgewandelt in eine CAD Datei.