• 29.04.2025, 07:11
  • Registrieren
  • Anmelden
  • Sie sind nicht angemeldet.

 

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Aqua Computer Forum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

XP umziehen ohne Neuinstallation

Donnerstag, 17. Februar 2011, 11:40

Da Goetz Eisenfaust in diesem Thread auch vor dem Problem stand, eine XP-Installation auf einen anderen Rechner mit anderer Hardware umziehen zu müssen, stelle ich hier mal kurz vor, wie es funktionieren kann.

Wir standen in der letzten Woche in einer Grundschule auch vor etwa 70 Rechnern, die vor ca. zwei Jahren mit identischer Installation diverser Lernprogramme ausgerollt worden waren. Diese Installation sollte jetzt auf etwas weniger langsame Hardware umgesetzt werden, Neuinstallation kam aus diversen verschiedenen Gründen nicht in Frage. Unpassenderweise war die alte Hardware Intel und die neue AMD/SiS, das einfach nur geklonte System kam zuerst nicht mal im abgesicherten Modus hoch.

Dabei gibt es verschiedene Hürden zu überwinden. Zu Einen der Hardware Abstraction Layer (HAL), der sich zwischen die Hardware und die Software (Treiber) schiebt. Der ist je nach Uni- oder Multiprozessor, ACPI und APIC-Kombination ein anderer. Welche Kombinationen es da gibt, ist bei Microsoft u.a. hier dokumentiert. Und wie man den HAL einer Installation wechseln kann (auch testweise mit Rückfallmöglichkeit) ist sehr anschaulich hier beschrieben. Die nötigen Tätigkeiten kann man auch von "außen", also mit einer Knoppix- oder PE-Boot-CD durchführen, wenn das System gar nicht mehr selbst in die Gänge kommt.

Zum Zweiten der Treiber für den Festplattencontroller. Leider merkt sich die XP-Installation ziemlich hartnäckig, mit welchem HDD-Controller sie gelaufen ist. Vor dem Umzug sollte man daher unbedingt die mainboardspezifischen Treiber deinstallieren und auf den windowseigenen Standard-Treiber umsteigen. Wenn man keinen Zugriff mehr auf das alte System hat, habe ich außer der "großen" Reparaturinstallation keine Möglichkeit gefunden, den Treiber auf einem nicht bootenden System zu wechseln.

Zum Dritten, und diese Info ist schwieriger zu finden, gibt's noch den Power-Management-Treiber; zumindest das Exemplar von Intel sitzt recht kräftig im System verankert und verhindert zuverlässig das Booten einer Intel-XP-Installation auf einem AMD-System. Ohne Zugriff auf das alte, noch laufende System schaut man hier leider dumm aus der Wäsche - mit dem Treiber bootet das AMD-System nicht, und wenn man die Treiberdatei brutal weglöscht, startet es auch nicht. Den Treiber kann man nur mit einer Registry-Änderung auf dem laufenden System deaktivieren. Den Tipp habe ich hier gefunden.

Einige kleinere Haken und Ösen kann man noch beseitigen, indem man nicht mit einem direkten Systemklon, sondern einer mit dem Tool Sysprep vorbehandelten geklonten Platte umsteigt. Dabei werden ein paar Identifier gelöscht, beim ersten Start wird die Hardwareerkennung erzwungen usw. Das Tool ist für das Rollout einer Installation auf andere Rechner gedacht und Teil des Deployment Tools von Microsoft. Da Microsoft ständig die Download-Seiten umbaut, findet man das Tool am Besten über Google. Man sucht dazu nach "XP Deploy.cab" und muss noch aufpassen, dass man die zum Service-Pack passende Version erwischt. Die für SP2 und SP3 sind untereinander nämlich nicht voll kompatibel.

Soweit die Grundlagen.

Erfolgreich von Intel nach AMD umgestiegen sind wir nun in folgender Reihenfolge:
1. Erst mal wie immer ein Image der alten Installation
2. Alle systemspezifische Software incl. der Grafik-Treiber deinstallieren, Neustart und bei der Hardwareerkennung die Windows-eigenen Standardtreiber installieren
3. Festplattencontroller-Treiber im Gerätemanager auf den Windows-eigenen Standardtreiber wechseln
4. Die zum SP-Stand passende "deploy.cab" in eine Verzeichnis "C:\sysprep" entpacken
5. Im gleichen Verzeichnis eine Batchdatei mit folgendem Inhalt anlegen

Quellcode

1
2
3
4
5
6
7
@echo off
cd C:\SYSPREP

reg add "HKLM\SYSTEM\ControlSet001\Services\intelppm" /v Start /t REG_DWORD /d 4 /f

echo Running sysprep and shutting down.
sysprep.exe -forceshutdown -mini -reseal -quiet -activated

6. Die Batchdatei starten und den sebsttätigen Shutdown abwarten
7. Diese präparierte Installation auf den neuen Rechner bringen - klonen, Platte umbauen, wie auch immer...
8. Wenn man schon weiß, dass der HAL nicht passt, dann auf dem neuen System mit einer Knoppix-, PE- oder notfalls XP-Boot-CD booten, die nötigen Dateien 'rüberkopieren und die Boot.ini modifizieren wie österreichische Lehrer unter dem oben geposteten Link so schön beschrieben hat. Wir brauchten's nicht, alter und "neuer" Rechner sind beide Uniprozessor-ACPI-Rechner ohne APIC...
9. Mit zum HAL passendem Booteintrag booten und hoffen.

Der Rest ist dann selbsterklärend, das System sollte hochfahren und neue/geänderte Hardware erkennen. Wer ganz gründlich sein möchte, der installiert auch hier erst mal nur Standard-Windows-Treiber, lädt das Tool "devcon.exe" herunter und legt es unter dem Verzeichnis c:\devcon\ ab.
Weiter geht's dann in der Eingabeaufforderung - in einer Batchdatei funktioniert's komischerweise nicht. Evtl. abweichende Windows-Verzeichnis-Namen natürlich anpassen:

Quellcode

1
2
3
4
cd /D C:\WINDOWS\INF
c:\devcon\devcon findall * > hwlist.txt
for /F "tokens=1,2 delims=:" %i in (hwlist.txt) do @for /F "tokens=1,2 delims= " %a in ("%i") do c:\devcon\devcon remove "@%a"
c:\devcon\devcon rescan

Und dann ein Neustart. Damit wird die gesamte Hardware aus dem Gerätemanager gekickt und neu erkannt. Kann eine Weile dauern, kann zwischendurch abstürzen, wir haben deshalb darauf verzichtet.

Dann die Grafik- und sonstigen Herstellertreiber wieder installieren. Wenn alles funktioniert, anschließend die unpassenden HAL-Einträge aus der boot.ini löschen und über den Erfolg freuen.

Wenn trotzdem nix funktioniert, dann das unter 1. gezogene Image auf den alten Rechner zurückspielen und über den Misserfolg ärgern. ;)

Wenn den anwesenden Profis noch weitere Tipps, Hinweise und Korrekturen oder vielleicht auch Verfahren für Windows 7 einfallen - immer her damit, das kann man immer mal brauchen...

Donnerstag, 17. Februar 2011, 12:22

Ich bin zwar bei weitem kein Profi, aber ich hab da mal ne Frage zu:

War / ist der Zeitaufwand wirklich geringer als die Variante über die Reperaturinstallation? Zusammen mit dem c't offline update auf CD geht das ja eigentlich recht fix. So habe ich mal eine W2K Installation über 3 Rechner Gerneationen "gerettet".

In diesem Fall waren die alten Rechner doch noch funktionsfähig, oder? Es gab mal in der c't einen Artikel, der beschrieben hat, wie man noch lauffähige Systeme für den Hardwarewechsel präperiert, ich habe aber keine Ahnung, wie lange das schon her ist...

Ansonsten tolle und ausführliche Beschreibung :thumbup:
"If in doubt, flat out!" Colin McRae

Donnerstag, 17. Februar 2011, 12:44

Zitat

War / ist der Zeitaufwand wirklich geringer als die Variante über die Reperaturinstallation?


Tja, wenn die Reparaturinstallation gegangen wäre, dann wäre das durchaus eine Option gewesen. Ging aber leider nicht, das reparierte System startete trotzdem nicht, weil der blöde Powermanagement-Treiber auch damit nicht wegzubekommen war... :wacko:

Das Umziehen von 70 mittlerweile individuell auseinandergelaufenen Installationen geht mit dem oben beschriebenen Verfahren auf jeden Fall schneller als 70 "große" Reparaturinstallationen mit anschließender Update-Orgie. Wenn man ein bisschen Übung hat, ist man in einer halben Stunde mit ein paar parallel umsteigenden Rechnern durch, incl. Klonen und ein bisschen putzen und polieren.

Sonntag, 20. Februar 2011, 02:23

hi,

coole beschreibung!
ich nehme an die zeile

reg add "HKLM\SYSTEM\ControlSet001\Services\intelppm" /v Start /t REG_DWORD /d 4 /f

in der batch datei ist nur spezifisch zum entfernen des intel-powoer managers..?
ich hatte auch mal das "vergnügen" einen kompletten sbs 2003 auf komplett neue server-hardware incl. zweier unterschiedlicher raid-controller (und raid5 -> raid10 mit 2 tb daten) rüberzuschaufeln. da war schon das klonen ein akt.
mit "putzen und polieren" von freitag abend bis pünktlich mo morgen 9:00 (arbeitsbeginn). da kommt freude auf.

gruß,
seaslug

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »seaslug« (20. Februar 2011, 02:26)

Sonntag, 20. Februar 2011, 13:02

Zitat

ich nehme an die zeile

reg add "HKLM\SYSTEM\ControlSet001\Services\intelppm" /v Start /t REG_DWORD /d 4 /f

in der batch datei ist nur spezifisch zum entfernen des intel-powoer managers..?


Genau so ist es!

Ähnliche Themen